In Zeiten verschlossener Türen, geschlossener Museen und Galerien konnte man einen kulturellen Stillstand vermuten. Dennoch schafften es einige Initiativen, Kunst in analogen Räumen sichtbar zu machen, wie im Fall der Zusammenarbeit zwischen Daria Nazarenko und Kati Masami Menze im NAILS Projectroom. Der Titel der Arbeit "takeaway" verwies auf die durch die Schließung geprägte To-Go-Kultur. Gleichzeitig gab er Hinweise auf die Kunstrezeption, die aus dem Bedürfnis heraus entstand, über den geschützten White Cube hinauszugehen. Mit ihrer dreikanaligen Videoinstallation hinterfragten sie Bewegungen, die es trotz Zeiten des gesellschaftlichen Stillstands gab - auch wenn sich im öffentlichen Raum das Gegenteil zu ereignen schien.
Die im Videoloop verarbeiteten Bewegungsabläufe beschreiben genau eine neue soziale Bewegung - einen Moment des Wartens, eine Drehung, den Sturz, einen Prozess der Phrasendrescherei und das Rückgrat. Eine Bewegung, die in der Warteschlange vor einem Kiosk ihren Anfang nimmt, dieser Moment des Wartens wird durch die Wartemarken vor der Ausstellungsvitrine eindrucksvoll dargestellt (auch wenn man hier wahrscheinlich keine Süßigkeiten bekommt), durch die Drehung, vielleicht eine Wendung, gelangt man in den freien Fall, diese Ohnmacht, in das allseits bekannte Gefühl der Krise.
Aber jede Lähmung hat ein Ende, nach dem Sturz steht man immer wieder auf. Die letzten beiden Kapitel beschreiben diesen bewussten Bewegungsprozess. Insgesamt ähnelt dieses Werk einer Oper. Die Ouvertüre wird von den Süßigkeiten eingeleitet und gipfelt in einem Walzer. Das Ende führt in die Materie, die uns zusammenhält - eine Wirbelsäule, die unser Grundskelett hält. Ob es am Ende eine Komödie oder eine Tragödie wird, bleibt abzuwarten. Denn alles, was wir haben, ist unser Körper.
Text: Polina Sluzkaja
trailer | |
Künstler*innen |
Kati Masami Menze |
Stimme |
Noemi Krausz |
Unterstützt von |
NAILS projectroom / Maren Knapp |
Technik |